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Manie und Hypomanie

Eine manische Episode kann in vielen Punkten wie das Gegenteil der Depression gesehen werden. Die Beschreibungen der Griechen (Hippokrates, Aristoteles und Platon) wiesen schon darauf hin, dass Manie und Depression wie bei einer Münze die 2 zusammen gehörenden Seiten darstellen.



Zeichen einer Manie können Euphorie, das Gefühl übermäßiger Energie, gesteigerte Aktivität, ein reduziertes Schlafbedürfnis, erhöhter Redefluß, massiv gesteigerter Sexualtrieb und Ruhelosigkeit sein. Die Wahrnehmung ist anfangs geschärft, bald aber kommt es durch die erhöhte Irritierbarkeit zu einem „Erdrücktwerden“ durch Wahrnehmungen und schließlich zur Desorganisation der Aufmerksamkeit. Bei Selbstüberschätzung, gesteigertem explorativen Verhalten („Neugier“) und eingeschränktem Urteilsvermögen kann die Risikobereitschaft deutlich steigen - mit allen für den Betroffenen/die Betroffene und seine/ihre Umgebung daraus resultierenden gesundheitlichen, familiären, finanziellen, rechtlichen etc. Folgen.

Der Gebrauch verschiedenster Drogen (v.a. Alkohol, Cannabis, Cocain und Schlaftabletten) steigt ebenso in einer manischen Phase.
Diese Symptome beschreiben eher den Typus der „euphorischen“ Manie, genauso kennt man aber Formen der Manie mit im Vordergrund stehender Reizbarkeit und Aggression (dysphorische, gereizte Manien).
In schweren manischen Phasen treten auch immer wieder psychotische Symptome auf. Psychotische Symptome sind Halluzinationen (z.B. das Hören nicht vorhandener Stimmen), vor allem aber Wahn, wobei Größenideen oder die Idee besondere Kräfte zu haben typische manische Wahnthemen sind. Aufgrund der mitunter sehr vielfältigen Symptomatik ist hier der Weg zur Diagnose besonders schwierig und lang, oft wird primär die Diagnose einer Schizophrenie, einer andere schwere psychiatrische Erkrankung, gestellt.

Obwohl der/die Betroffene sich - vor allem in euphorisch - manischen Phasen - meist nicht beeinträchtigt und schon gar nicht krank fühlt, sollte eine Behandlung angestrebt werden, da die Person mit Anzahl der Phasen immer häufigere und schwerere manische wie depressive Episoden erleidet und dadurch auch neurobiologische Schäden entstehen. Eine mildere Form der Manie wird als Hypomanie bezeichnet. Menschen in dieser Stimmungslage fühlen sich in der Regel ausgezeichnet, sie können beruflich und sozial aktiv und erfolgreich sein und oft werden ihre Stimmungshochs erst in Zusammenhang mit depressiven Phasen erkannt.

Lebensqualität

Die Last bipolar affektiver Erkrankungen, ihre Auswirkungen auf Lebenserwartung und Lebensqualität von Erkrankten und im unmittelbaren Umfeld Betroffenen wurde lange unterschätzt.
So ist die Lebenserwartung bipolar affektiv Erkrankter ist um 9 Jahre verkürzt und bipolar affektiven Erkrankungen stehen an sechster Stelle der körperlichen und psychischen Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Probleme am Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit und Partnerschaftsprobleme, soziale und finanzielle Schwierigkeiten sowie Suchtmittelkonsum sind häufig. Stigmatisierung in allen Lebensbereichen ist ein weiterer Faktor, der zur berichtet geringeren Lebensqualität von Erkrankten beiträgt.

Eine oberflächliche Besserung akuter Beschwerden in einer depressiven oder manischen Phase ist zwar relativ rasch erreichbar, die vollständige funktionelle Wiederherstellung ist jedoch wesentlich schwieriger zu erlangen, zumal man in den letzten Jahren erkannt hat, dass Erkrankte auch in Zeiten, in denen sie in keiner Phase „stecken“ unter verschiedenen typischen Beschwerden und Einschränkungen leiden. Die Erkrankung hat also eine enorme Auswirkung auf die Lebensqualität der Patienten, jede Episode der Krankheit stellt ein stressbehaftetes life-event für alle Familienmitglieder dar und auch wenn die Krankheit stabilisiert wird ist die Furcht vor neuen Rückfällen bei allen direkt und indirekt Betroffenen groß.

Genetik

Anhand von Familien-, Zwillings- und Adoptionsuntersuchungen konnte gezeigt werden, dass genetischen Faktoren eine erhebliche Bedeutung bei der Entstehung bipolar affektiver Störungen zukommt.
Bei eineiigen Zwillingen (deren DNA im Zellkern sich nahezu 100% gleicht) steigt das Risiko für den zweiten Zwilling, wenn sein Konterpart an einer bipolar affektiven Erkrankung leidet, auf bis zu 70% und auch erstgradig Verwandte eines an einer bipolar affektiven Störung Erkrankten haben mit 5-10% ein immer noch deutlich erhöhtes Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung mit 0,5-1,5%.

Sicher ist, dass es sich dabei nicht um nach den mendelschen Regeln vererbten Erkrankungen handelt und die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bipolar affektive Störungen genetisch komplexe Erkrankungen sind, bei denen verschiedenste Gene und auch epigenetische, psychische und soziale Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Es wurden Bereiche im Genom und einzelne Kandidatengene identifiziert, welche für die Entwicklung der Erkrankung von Bedeutung sein könnten, jedoch, das kann bereits heute gesagt werde, gibt es kein einzelnes Gen, dessen Mutation zum Ausbruch der Erkrankung führt, stets müssen mehrere Faktoren zusammenkommen.
Die wichtige Frage ist also, welche Schutzfaktoren und welche Risikofaktoren es gibt, um das Risiko eines Menschen mit für bipolar affektive Erkrankungen positiver Familienanamnese zu reduzieren.

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© Dr. Christian Simhandl